Schloss Herzberg, Welfenschloss

Schloss Herzberg, Welfenschloss
Deutschland / Niedersachsen

Inhaltsverzeichnis

Kurz & gut

Hoch über dem gleichnamigen Ort ruht auf einem Felsen das eindrucksvolle Schloss Herzberg. Es ist die Wiege des englischen Königsgeschlechts und der größte Fachwerkbau Niedersachsens. Heute lädt die Anlage mit Museum, Gastronomie und einem großen Schlosshof mit eindrucksvollen Hoffassaden zu einem Besuch ein. Es lohnt sich.

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Schloss Herzberg, Welfenschloss wird in folgenden Artikeln erwähnt:
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Adresse, Karte & Parken


Schloss Herzberg, Welfenschloss
Schloss
37412 Herzberg am Harz

Parken: Es gibt für Schloss Herzberg, Welfenschloss einen kostenlosen Parkplatz. Von hier beläuft sich der Fußweg zur Anlage auf 100 m.

Kurzinfo

Punkte:
Zustand: Schloss
Burgtyp: Spornburg
Nutzung: Museum, Gastronomie, Amtsgericht
Lage: 270 m.ü.NN.
Sonnenlicht: 07:07-19:40 Uhr Info

Baubestand & Beschreibung

Schloss Herzberg, Welfenschloss

Auf einem hohen Felsen aus Zechsteindolomit ruht auf der linken Uferseite der Sieber das Schloss Herzberg. Die Anlage war Jahrhunderte im Besitz der Welfen, sodass sie heute den Beinamen Welfenschloss trägt. Sie ist der größte Fachwerkbau Niedersachsens und somit eines der größten Fachwerkschlösser Deutschlands. Heute beherbergt Herzberg eine Gastronomie, ein Museum und ein Amtsgericht.
Das eindrucksvolle Schloss steht auf den Mauerresten einer ehemaligen Reichsburg, die in Form eines rechteckigen Kastells errichtet wurde. Nach dem großen Brand von 1510 orientierte man sich an den alten Gebäuden und errichtete eine vierflügelige Anlage, in deren Mitte sich ein großer Hof befindet. Die Bauwerke lassen heute noch typische Elemente der Spätgotik und vor allem der Renaissance erkennen.

Außenanlage
Schloss Herzberg ruht auf einer Bergspitze, die zu allen Seiten hin durch steile Hänge gesichert ist. Der Zugang erfolgt heute wie damals von Südosten her. Genau wie die mittelalterliche Burg wird das Schloss durch einen mächtigen Halsgraben vom Rest des Berges getrennt. An der Stelle des heutigen Parkplatzes befand sich ursprünglich ein weiterer breiter und tiefer Graben.
Zwischen den beiden Gräben liegt ein breiter Wall, auf dem das erste Torhaus steht. Vor dem Torhaus führte ursprünglich eine Brücke über den Graben (also über den heutigen Parkplatz). Das heutige Torhaus stammt von 1735 und besitzt einen Fachwerkaufsatz. Die Durchfahrt ist rundbogig und an den Ecken lassen sich verzierende Eckquader erkennen. Bis vor wenigen Jahren befanden sich im Torbau Ausnüchterungszellen für Jugendliche, die dem Amtsgericht unterstanden. Hinter dem Torhaus führt ein Torzwinger, der links und rechts durch Mauern geschützt wird, zum höher gelegenen Schloss.

Schloss
Vom Torzwinger aus eröffnet sich der Blick auf das prächtige Fachwerkschloss, über dessen Eingangstor sich das Wappen von Herzog Johann Friedrich von Braunschweig befindet. Über dem Wappen ist ein Relief mit dem Sachsenross zu erkennen. Hinter der gewölbten Tordurchfahrt eröffnet sich der Blick auf den großen Schlosshof, der in der nördlichen Ecke einen Brunnen aufwies. Der Hof hat eine Größe von 40 m auf 58 m und wird für Veranstaltungen genutzt.

Marstallflügel
Links hinter dem Tor befindet sich an der Nordwestseite der Marstallflügel. Es handelt sich um das einzige Gebäude, das kein Fachwerk aufweist. Das heutige Erscheinungsbild stammt aus der Zeit um 1810. Ursprünglich diente der Marstall zur Unterbringung der Pferde und der Fuhrwerke. Im Norden schließt es nahtlos an den Sieberflügel an.

Sieberflügel
Der Sieberflügel nimmt die gesamte Nordostseite des Hofs ein. Er steht zum Fluss Sieber hin und trägt daher den Namen Sieberflügel. Das Gebäude wurde zwischen 1662 und 1665 durch Herzog Christian Ludwig errichtet. Es diente als Wirtschaftsbau und beherbergte neben dem Gesinde auch das Vieh, wie zum Beispiel Kühe. Ab 1790 diente der Sieberflügel zum Teil als Kornhaus. Ab dem 19. Jahrhundert waren Beamtenwohnungen hier untergebracht. Keller- und Erdgeschoss sind aus Stein, während die Obergeschosse aus Fachwerk bestehen. Die erhöhten Eingänge werden von schönen Renaissanceportalen umrahmt. An der Ostseite grenzt es an den Uhrenturm an.

Schlossturm
Der Schlossturm nimmt die Ostecke des Hofs ein. Seit einer großen Explosion einer Munitionsfabrik in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs steht der Turm von der Spitze her 60cm schief. Bis auf das Erdgeschoss ist er vollständig aus Fachwerk und trägt eine welsche Haube aus Blei mit offener Laterne.
Der Turm wurde vermutlich durch die Herzogin Anna Eleonore 1645-1650 errichtet. An seiner Außenseite lassen sich lebensgroße Holzfiguren erkennen. Im obersten Geschoss sind zwei Uhren vorhanden, die ein arabisches und ein römisches Ziffernblatt zeigen. Der Sage nach sollen sie den Teufel verwirren, der zur verabredeten Zeit Seelen abholen möchte. In Wahrheit handelt es sich um die Einfahrtszeiten zu den Schichten im Bergbau bei den Schmelzhütten, die sechsmal am Tag stattfanden und morgens um 4:00 Uhr begannen. Der reich verzierte Turm ist heute neben dem Stammhausflügel Hauptattraktion des Schlosses.

Grauer Flügel
Die Südostseite des Hofs wird durch den Grauen Flügel eingenommen. Er grenzt direkt an den Schlossturm an. Ursprünglich besaß das Gebäude eine aufwendig geschnitzte Galerie, die vermutlich im 19. Jahrhundert schon entfernt wurde. Im ersten Obergeschoss hat sich die sogenannte Herzberger Jagdtapete erhalten, die Herzog Christian Ludwig seiner Mutter Herzogin Anna Eleonore um 1650 schenkte. Über dem Eingang erinnert die Jahreszahl 1861 an den Wiederaufbau des Gebäudes.

Stammhausflügel
Die Südwestseite zwischen Tor und dem Grauen Flügel wird von dem Stammhausflügel eingenommen. Seine Mauern gehen zum Teil auf die Zeit vor dem Brand 1510 zurück und gehören somit zu den ältesten Bereichen des Schlosses. Alte kreuzgewölbte Räume im Erdgeschoss und im Obergeschoss, sowie die alte Schlosskapelle sind Überreste aus dieser Zeit. An der Stelle des Stammhausflügels befand sich ursprünglich der Palas der alten Burg.
In dem Gebäude lagen der Rittersaal und die Privatgemächern der Herzogsfamilie. Heute beherbergt der Bau eine Gastronomie und das Schlossmuseum. Der alte Rittersaal wird für Veranstaltungen genutzt.
Die Hoffassade des Stammhausflügels wird durch einen Treppenturm dominiert, der mit Eckquadern verziert ist. Auf dem Gebäude ruht ein aufgesetztes Fachwerkgeschoss von 1742, das zum Hof hin auf schlanken, hohen Holzsäulen ruht. Die Säulen tragen ionische Kapitelle, die im klassizistischen Stil gefertigt sind.
Das Museum im Inneren des Gebäudes beschäftigt sich heute mit der Schloss- und Herrschaftsgeschichte. Mit Zinnfiguren sind wichtige Ereignisse nachgestellt. Kostbarstes Ausstellungsstück ist ein Faksimile von Heinrich dem Löwen. Weitere Themen sind Forstwirtschaft, Bergbau, Gewehrmanufakturen, Orgelbau und der Scharzfelder Münzschatz, von dem sich 51 Münzen erhalten haben. Das Museum ist kindgerecht und mit multimedialen Stationen ausgestattet.

Initialen CL
Im Schloss findet man an vielen Stellen die Initialen CL. Sie gehören dem Herzog Christian Ludwig, der 1622 auf dem Schloss geboren wurde. Seine Frau soll an zwei Giftmorden beteiligt gewesen sein, sodass sie heute noch den Beinamen Schwarze Witwe trägt und auf dem Schloss herumspuken soll.

Englisches Königshaus und Schloss Herzberg
Der Ursprung des englischen Königshauses liegt auf Schloss Herzberg. Herzog Georg von Calenberg wird zusammen mit seiner Gattin Anna Eleonore als Stammeltern des Englischen und des Hannoverschen Königshauses angesehen. Das Herzogspaar bekam vier Söhne und vier Töchter, von denen Sohn Ernst August 1692 die Kurwürde für das Fürstentum Hannover erlangte. Sein Sohn bestieg 1714 als Georg I. den englischen Thron und begründete damit die bis heute andauernde Herrschaftsfolge des englischen Königshauses. Mit dem Umzug nach London rückte das Herzberger Schloss in weite Ferne und verlor stark an Bedeutung.

Fazit
Schloss Herzberg ist eine sehr schöne und teilweise eindrucksvolle Fachwerkanlage, die mit großem Hof und interessantem Museum zu einem Besuch einlädt. Vor allem die Führung, die teilweise mit lustigen und spannenden Anekdoten gespickt wird, ist sehr zu empfehlen. Die reich verzierten Hoffassaden und die teilweise seltenen Fachwerkkonstruktionen sorgen für ein abwechslungsreiches Bild. Ein Besuch lohnt sich!

Historie

An der Stelle des heutigen Schlosses stand vermutlich in der Zeit nach 1029 ein Jagdhaus von Lothar III. Die Burg, auf deren Fundamente heute Schloss Herzberg steht, wird erstmals in einer Urkunde 1157 erwähnt. Kaiser Barbarossa tauschte sie mit Heinrich dem Löwen gegen mehrere schwäbische Güter. Somit kann die Anlage in den Besitz der Welfen, die sie bis 1866 behalten. Die Welfen sind Europas ältestes Fürstenhaus. Im Jahre 1290 gelangt Burg Herzberg in den Besitz der Seitenlinie von Herzog Heinrich Mirabilis von Braunschweig-Grubenhagen. Sie wird bis 1486 als Hauptresidenz genutzt.
1510 zerstörte ein Brand die alte Burg vollständig. Es folgt ein Wiederaufbau als Schloss. 1596 stirbt die Linie derer von Braunschweig-Grubenhagen aus, sodass Schloss Herzberg an die welfische Linie Braunschweig-Lüneburg geht. In der Folgezeit kommt es zu zahlreichen Umbaumaßnahmen.
Ab 1714 ist das Schloss nicht mehr herzogliche Residenz wird aber dennoch 1722 ein weiteres Mal verändert. Bis 1788 unterliegt es der Obhut eines Kastellans. 1822 zieht das Amtsgericht im Sieberflügel ein. Später kommt im Stammhausflügel das Katasteramt hinzu.
Am 4. April 1945 sprengt man ein Munitionslager am Fuß des Berges, damit es nicht in die Hände der Alliierten fällt. Die Detonation der 65.000 Minen war so groß, dass die Dächer des Schlosses vollständig abgedeckt und die Fenster zerstört wurden. Zu weiteren Beschädigungen kam es 1947 als ein nahe gelegener Militärbunker in die Luft gejagt wird.
Als die Briten in Herzberg eintrafen, erkannten sie, dass es sich um das Welfenschloss handelt und hier die Wiege ihres Königsgeschlechts liegt. Binnen vier Tagen errichteten sie ein neues Dach aus Ziegeln. Sie sicherten die Anlage weitestgehend und schützten das Museum vor Plünderern. In der Nachkriegszeit wurde Herzberg mehrfach restauriert und saniert.

Eintritt und Öffnungszeiten

Eintrittspreise oder Öffnungszeiten nicht mehr aktuell? Hier bitte einreichen.
Öffnungszeiten: Ganzjährig
Schlosshof: offen
Schloss:
Nov-Mrz:
Mi-So:
11.00-16.00 Uhr
Apr-Okt:
Mi-So:
10.00-16.00 Uhr
Nov & 3.-6. KW:
geschlossen
Eintrittspreise: Schlosshof: frei
Museum: kostenpflichtig
Website: Museum-Schloss-Herzberg.de

Anfahrt

Schloss Herzberg liegt in Herzberg am Harz. In Göttingen von der A7 auf die B3 und direkt auf die B27 Richtung Herzberg wechseln. In Herzberg der Ausschilderung zum Schloss folgen. Die Parkplätze befinden sich direkt vor dem Schloss.

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Querverweise

Bei folgenden Burgen wird Herzberg, Welfenschloss erwähnt:

Burg Osterode

Aktualisierung

Letzte Aktualisierungen dieser Seite: 06.05.2015


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