„Burgen dienten im Laufe der Geschichte nicht nur der Verteidigung, sondern auch als Wohnort des Adels oder des Niederadels. Sie waren in vielen Regionen jahrhundertelang Sitze eines Amtes oder einer Verwaltung. Dabei diente die Burg nicht nur der Abwehr einer landesfeindlichen Armee, sondern richtete sich auch gegen das eigene Volk oder die benachbarten Burgherren, um sich im Falle einer Fehde oder eines Aufruhrs mit einer kleinen Besatzung gegen eine größere Anzahl von Angreifern verteidigen zu können.
War eine Burg an einer strategisch guten Lage errichtet worden, vorzugsweise an einer Handelsstraße, wurde ein Teil des Gewinns, etwa durch Zoll, für die Erweiterung der Burg und die damit verbundene Machtsicherung eingesetzt.
Burgen waren vom Aufbau her an die zu dieser Zeit herrschende Waffentechnologie angepasst, sofern die finanziellen Mittel vorhanden waren. Reichsburgen wurden mehrfach umgebaut und ständig erweitert, um die Grenzen des Territoriums zu schützen. Man investierte in die Anlagen, was zu der Entwicklung und Verbesserung der wehrtechnischen Bauelemente führte.
Buchtipp: Burgen in Baden-Württemberg Das heutige Baden-Württemberg weist eine der höchsten Burgendichten Europas auf. Wie haben sich die Burgen in Baden-Württemberg ausgebreitet? Mehr dazu in diesem Buch. |
||
Burgenarchiv.de VER Verlag |
Buchtipp: Burgen in Baden-Württemberg Das heutige Baden-Württemberg weist eine der höchsten Burgendichten Europas auf. Wie haben sich die Burgen in Baden-Württemberg ausgebreitet? Mehr dazu in diesem Buch. |
|
Burgenarchiv.de VER Verlag |
Da […] „in vielen Regionen “ die damals „privaten“ Adelsburgen wegen fehlender finanzieller Mittel häufig nicht dem Fortschritt der Belagerungstechnologie angepasst wurden, stößt man auf unterschiedlich ausgebaute Objekte, die einen Blick auf den jeweiligen „Bautrend“ geben. Interessant hierbei ist die Topographie der Standorte der Gründungen, die mit der Reichweite der Belagerungswaffen zusammenzuhängen scheinen.
Im 16. Jahrhundert veränderte sich dieser Bautrend. Mit dem schnellen Fortschritt der Artillerie, die eine immer gängigere Belagerungswaffe geworden war, entwickelten sich auch die Burgen.
Ein weiteres Kriterium war die langsam aufkommende Mode des Barocks sich zu präsentieren. Burgen wurden nicht mehr im herkömmlichen Sinne aus dicken Steinmauern als Schutzmaßnahmen erbaut. Man begann mit der Errichtung von „Schlossburgen“, die die Burgherren schützen aber auch Wohnqualität und ein repräsentatives Aussehen haben sollten. Entwicklungen, wie der Treppenturm, zeugen durch einen prachtvollen Eingang in ein Gebäude mit Verteidigungsfunktion von Kombinationslösungen. Militärisches und Wohnen wurden im Laufe der Zeit getrennt. Die Zeit der Festungen, die nur der Verteidigung und als Stützpunkt dienten und die Zeit der repräsentativen Schlösser war angebrochen. Die mittelalterliche Burg wurde wegen ihrer schlechten Wohnqualität und der veralteten Abwehranlagen überflüssig.
In dieser Übergangszeit sind viele „Schlossburgen“ oder auch „Festungsburgen“ entstanden. Die „Schlossburgen“ lehnen an die Struktur der Burg an, weisen aber nur noch die nötigsten Abwehranlagen auf, um beispielsweise einem Bauernaufstand (ohne schwere Belagerungsgeräte) standhalten zu können. „Festungsburgen“ wurden in die entgegengesetzte Richtung entwickelt mit einer starken Festungsanlage, Rondelltürmen, Bastionen und waren eher weniger repräsentativ gehalten. Man hat sie auf starken Beschuss ausgelegt. Ein gutes Beispiel ist die mittelalterliche, schwedische Festung „Bohus“, die im Jahre 1678 einer zweimonatigen Belagerung standgehalten hatte, während etwa 30.000 Kugeln in die Anlage einschlugen. Die Festung fiel nicht.
Neu errichtete „Schlossburgen“ und die ersten Festungen änderten ihre topographische Lage und wanderten langsam vom Berg in das Tal und in die Nähe einer Stadt. Der Herrscher bewegte sich zum Volk hin, das durch die entstehende Bürgerschaft in den Reichsstädten an Macht gewann. Am Ende des 15. Jahrhunderts waren die großen und kleinen Städte wie Freiburg im Breisgau sicherer als alleinstehende Burgen.
Die Entwicklung zur Festung oder zum Schloss ging an den “ vielen “ Burgen […] durch die Zerstörungen der Bauernkriege und den zahlreich vertretenen Niederadel, der kaum finanzielle Mittel zum Ausbau hatte, größtenteils vorbei. Im Vergleich zu “ anderen “ Burgen […] gab es […] auch weniger Reichsburgen. Es überwog bei weitem der Anteil an Adelsburgen, deren Besitzern das Geld für beispielsweise Batterie- und Rondelltürme fehlte. Ausnahmen sind markgräfliche Anlagen, Reichsburgen und Ordensburgen der Ritterorden.
Die Weiterentwicklung der Burg zur Festung fand daher […] “ vielerorts “ nur geringfügig statt. Stattdessen lässt sich der Ausbau zum Schloss oder zur repräsentativen Wohnburg sowie der Abbruch einer alten Burg zum Bau eines neuen Schlosses, erkennen.“
Hinterlasse jetzt einen Kommentar