Schloss Neideck zu Arnstadt

Schloss Neideck, Arnstadt
Deutschland / Thüringen

Inhaltsverzeichnis

Kurz & gut

Schloss Neideck liegt an der Nordostecke der schönen Altstadt von Arnstadt. Die romantische Ruine ist heute in einem Park integriert und bildet zusammen mit dem Schlossmuseum und der noch genutzten Vorburg ein interessantes Ensemble.
Ursprünglich handelte es sich bei Schloss Neideck um eine mittelalterliche Wasserburg, die später zu einem Renaissanceschloss umgebaut wurde. Noch heute betritt man das Grundstück von Westen her über die Vorburg.
Von der schönen Anlage haben sich neben dem fast 60 m hohen Schlossturm zahlreiche Reste des vierflügeligen Renaissancebaus erhalten. Auch der Wassergraben ist noch deutlich erkennbar.
Schloss Neideck lädt mit zahlreichen Details, einer liebevollen Rekonstruktion, der Altstadt von Arnstadt und einer ausgedehnten Parklandschaft zum Entdecken und Verweilen ein. Ein Besuch lohnt sich.

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Bilder

Adresse, Karte & Parken


Schloss Neideck, Arnstadt
Schlossgarten
99310 Arnstadt

Parken: Es gibt für Schloss Neideck, Arnstadt einen kostenpflichtigen Parkplatz. Von hier beläuft sich der Fußweg zur Anlage auf 350 m.

Kurzinfo

Punkte:
Zustand: Ruine, Schloss
Burgtyp: Wasserburg
Nutzung: Museum
Lage: 275 m.ü.NN.
Sonnenlicht: 07:05-19:37 Uhr Info

Baubestand & Beschreibung

An der Nordostecke der Altstadt von Arnstadt liegt die Ruine des einst imposanten Renaissanceschlosses Neideck. Die ausgedehnte Anlage geht auf eine mittelalterliche Wasserburg zurück, die durch die Äbte von Hersfeld errichtet wurde. Später baute man sie zu einem Renaissanceschloss um.
Das Schlossareal setzt sich aus der Kernburg mit Schloss, der Vorburg mit Landratsamt im Westen, dem Schlossgarten mit Fischtor im Osten und einem ehemaligen Vorwerk im Süden zusammen. Umgeben war das Ensemble von einem Wassergraben, der die einzelnen Bereiche voneinander trennte.

Vorburg

Heute wie damals betritt man Schloss Neideck von Westen her über die Vorburg. Hier haben sich aus der Zeit des 16. und 17. Jahrhunderts drei Schlossflügel erhalten, die heute vom Landratsamt eingenommen werden. An der Nordwestecke der Vorburg lässt sich noch ein runder Wehrturm erkennen, der die Anlage in diese Richtung flankierte. Auch Spuren des Wassergrabens, der die Vorburg vollständig umgab, sind noch deutlich vor allem an der Nordseite auszumachen.
Man nimmt an, dass die mittelalterliche Vorburg weniger bebaut war und eine Wehrmauer besaß. Genau wie heute war das Grundstück an der Ostseite, also zur Kernburg hin offen, damit man von der Kernburg uneingeschränkt einen eindringenden Feind unter Beschuss nehmen konnte.
An der Ostseite führt heute eine Brücke genau wie damals über den verlandeten Graben auf das Grundstück der Kernburg.

Wassergraben

Zwischen der Vorburg und der Kernburg befand sich ein 19 m breiter Wassergraben, der beidseitig gemauert war. Die damalige Brücke war zum Teil als Zugbrücke ausgebaut und bildete ein schlecht überwindbares Hindernis. Mit dem Ausbau zum Renaissanceschloss nutzte man den Graben vor allem für die Zucht von Forellen und Karpfen. Damit der Graben nicht vollständig verschmutzte, wurde er an die Zahme Weiße angeschlossen und somit ein Fließgewässer.
Die Zahme Weiße war ein Bach, der von der Wilden Weißen abgeleitet wurde. Er diente zur Trinkwasserversorgung der Stadt Arnstadt und floss vor dem Verlassen der Altstadt durch den Schlossgraben. Heute finden sich in der Nähe des Schlosses noch der Mühlengraben und die Gera.

Kernburg

Wichtigster Part von Schloss Neideck war die Kernburg. Die mittelalterliche Anlage aus dem 12. Jahrhundert wurde bis 1565 zu einem stattlichen, vierflügeligen Renaissanceschloss ausgebaut. Dieses gehörte zu jener Zeit zu den prachtvollsten Thüringens.
Der Zugang zum Schloss erfolgte, wie bereits erwähnt, über eine Zugbrücke von der Vorburg her. Der Graben, der die Anlage zu allen Seiten hin schützte, ist heute vollständig verlandet und trockengelegt. Er lässt sich aber noch deutlich im Gelände erkennen.
Zentrum des Schlosses war ein prächtiger Innenhof mit mehr als 700 qm Grundfläche. Von den vier malerischen Schlossflügeln, die ihn umgaben, haben sich heute nur noch Ruinen und Fundamente erhalten. Im Bereich des ehemaligen Nordflügels steht heute ein Modell, wie das Renaissanceschloss kurz vor seinem Verfall aussah.
Ursprünglich handelte es sich um einen unregelmäßigen Bau mit vier Flügeln und zentralem Innenhof. Die Fassaden waren durch die Renaissance geprägt und alle Gebäude besaßen drei Stockwerke. In den Ecken des trapezförmigen Hofes standen Treppentürme mit polygonalen bzw. runden Grundflächen. Das ergrabende Fundament des nordöstlichen Treppenturms hat sich erhalten und kann unweit des aufgestellten Modells bewundert werden. An der Südwestecke war der Treppenturm aufgrund des Bergfrieds versetzt.
Vom östlichen Schlossflügel haben sich die meisten Reste erhalten. So trifft man auch auf ein Kellergewölbe und zahlreiche Grundmauern mehrerer Gebäude. Die majestätischen Dimensionen von Schloss Neideck lassen sich noch deutlich erkennen.

Bergfried und Schlossturm

Mit dem Umbau von der mittelalterlichen Burg zum prächtigen Renaissanceschloss blieb als einziges Gebäude der Bergfried erhalten. Er wurde als ältestes Bauwerk zum Schlossturm umfunktioniert und erhielt gegen 1701 den Namen Neideckturm. Der Bergfried wurde mit zwei polygonalen Obergeschossen und einer Renaissancehaube ausgestattet. Er ist heute 59,2 m hoch und bietet eine herrliche Aussicht über die Stadt. In der Vergangenheit wohnte ein Türmer auf ihm, der nach Feinden oder nach Bränden in der Arnstadt und Umgebung Ausschau hielt.

Vorwerk

An der Südseite des Schlosses stößt man unterhalb des alten Bergfrieds auf die Fundamente eines herausstehenden Gebäudes. Hierbei handelt es sich um einen Bau, der zwei Rundtürme an den Ecken besaß und die Burg in diese Richtung flankierte. Er war Teil eines Vorwerks, dass sich bis auf die andere Seite des Grabens Richtung Süden bis in die Nähe der Neideckstraße zog.
Von dem alten Vorwerk sind heute keine Reste mehr erhalten. Es wurde nach 1900 für die Errichtung des Neideck Gymnasiums (heute Ausländerbehörde) vollständig abgerissen.

Garten und Fischtor

Im Zuge des Umbaus zum Renaissanceschloss errichtete man östlich von Schloss Neideck im 16. Jahrhundert außerhalb der Altstadt den Schlossgarten. Er war von einer Mauer umfriedet, die im Osten ein Zugangstor erhielt. Dieses Zugangstor steht heute noch und heißt Fischtor. Der Torbau liegt an der Ecke der beiden Straßen “Vollmarkt“ und “Am Kreisamt“.
Das Fischtor ist heute heimliches Wahrzeichen der Stadt und wird von den Bewohnern von Arnstadt geliebt. Es besteht aus zwei Rundtürmen, die ursprünglich kegelförmige Hauben trugen. Dazwischen liegt ein Tor mit Rundbogen. Der Fachwerkaufsatz mit Walmdach stammt aus dem 17. Jahrhundert. Mit der Errichtung zog hier der Hoffischer ein, der dem Tor seinen Namen gab. Er war für die Pflege der Fische im Schlossgraben und den Fischteichen des Schlossgartens verantwortlich.

Fazit

Heute lädt Schloss Neideck zu einem ausgiebigen Besuch ein. Die mehrmals umgebaute und abgerissene Anlage wurde seit der Nachkriegszeit liebevoll restauriert und erstrahlt trotz ihres schlechten Zustandes in neuem Glanz. Mit dem Blick über die Stadt vom Schlossturm aus und den zahlreichen Modellen von Sehenswürdigkeiten aus der Region lädt die Anlage zu einem Besuch ein. Es lohnt sich!

Historie

Die Burg zu Arnstadt, auch Burg Neideck genannt, wurde mutmaßlich durch die Äbte von Hersfeld im 12. Jahrhundert errichtet. Am 1. Februar 1273 wird erstmals eine Burg der Äbte von Hersfeld an der Stelle des heutigen Schlosses erwähnt. In jenem Jahr wechselt sie den Besitzer. Abt Heinrich von Hersfeld übergibt sie den Grafen Günther VII. und Günther VIII. von Käfernburg. 1306 übernimmt das Erbe der Burg die Familie der Herren von Schwarzburg.
Knapp zwei Jahrzehnte später, 1323, beherbergt die Burg einen besonderen Gast: den deutschen König Ludwig den Bayern. Für fast einen Monat ist er hier zu Besuch. Während dieser Zeit stellt er über 100 Urkunden aus.
1349 wird Heinrich VII., der Sohn von Graf Günther XXI. von Schwarzburg-Arnstadt, kurzzeitig zum deutschen König gekrönt.
Die Burg zu Arnstadt wird zwischen 1553 und 1565 durch den Grafen Günther XLI. von Schwarzburg zu einem Schloss umgebaut. Sie wird später Sitz der Grafen von Schwarzburg-Arnstadt und somit deren Residenzstadt. Baumeister des Schlosses ist Erhard van der Meere. Der Schlossturm wird 1554 erhöht. Der Bau hat 10.000 Florin bzw. Goldgulden gekostet. Am 17. November 1560 heiratet Graf Günther Katharina von Nassau-Dillenburg.
Im 16. Jahrhundert wird ein Schlossgarten mit einem Gärtnerhäuschen angelegt und die Gebäude in der Vorburg nehmen Form an. Während des Zeitraums von 1620 bis 1633 bewohnt Caspar Bach, Begründer der Arnstädter Bachlinie und Bruder des berühmten Johann Sebastian Bach, mit seiner Familie und seinen sieben Kindern Schloss Neideck. Er arbeitet als Hausmann und Türmer auf dem Schloss. Nur wenige Jahre später zwischen 1631 und 1632 residiert König Gustav II. Adolf von Schweden dort.
Zwischen 1660 und 1700 erfordern die Innenräume des Schlosses eine Modernisierung. Baumeister Johann Moritz Richter übernimmt diese Aufgabe. 1701 wird der Name "Schloss Neideck" erstmals offiziell verwendet. Mit dem Tod des Fürsten Anton Günther II. von Schwarzburg-Arnstadt 1716 verliert das Schloss seine Bedeutung. Er war der Letzte der Linie Schwarzburg-Arnstadt. Schloss Sondershausen wird zur Hauptresidenz. Schloss Neideck steht fast leer und wird nur noch als Lager für Nutztiere verwendet. Es werden für den Brückenbau Steine abgebrochen.
Nach Abtragung der Dächer kommt es 1772 zum ersten Verfall des Schlosses. Teile brechen 1779 zusammen und die Steine werden wiederverwendet. Durch Verlandung und Schutt gelangen die Grundmauern und der Graben unter die Erde.
Im 19. Jahrhundert wird die Vorburg, die bis dato noch genutzt wurde, neu gestaltet und ausgebaut. Von 1840 bis 1843 erfährt der Schlossturm Reparaturen. Auch er ist weiterhin in Nutzung.
Bis 1892 liegt der Fokus darauf, die letzten Reste von Schloss Neideck zu erhalten und seinen kulturellen Wert zu betonen. Im Zeitraum von 1913 bis 1915 wird das Vorwerk abgerissen, um Platz für ein Gymnasium zu schaffen. Traurigerweise beschädigt im April 1945 ein Artilleriebeschuss der Amerikaner den Schlossturm. Bereits im Februar zuvor stürzte der Treppenturm ein.
Nach 1950 werden Sicherungsmaßnahmen eingeleitet, um Schloss Neideck zu schützen und die Kriegsschäden zu reparieren. Man beginnt die Ruine zu sichern und davor zu bewahren, dass die letzten Steine zur Beseitigung von Kriegsschäden in der Sadt abgetragen werden.
1994 erwirbt die Stadt Arnstadt das Schloss Neideck. Unter den engagierten Bemühungen des Vereins Schlossruine Neideck zu Arnstadt e.V. wird bis 1999 die Ruine freigelegt und der 60 m hohe Schlossturm restauriert. Modelle verschiedener Sehenswürdigkeiten, darunter ein Modell von Schloss Neideck im Maßstab 1:20, werden angefertigt, um seine Blütezeit darzustellen. Schließlich dient das Grundstück 2015 als Außenkulisse für die Fernsehserie Schloss Einstein.

Eintritt und Öffnungszeiten

Eintrittspreise oder Öffnungszeiten nicht mehr aktuell? Hier bitte einreichen.
Öffnungszeiten: ganzjährig
Außenanlage: offen
Mo-Do:
9.00-15.00Uhr
Fr:
9.00-12.00Uhr
Eintrittspreise: Außenanlage, Burg: frei
Turm: kostenpflichtig
Person: 1,00€

Anfahrt

Von der A71 Ausfahrt “14 Arnstadt-Süd“ nehmen und der Straße nach Arnstadt bis zur T-Kreuzung folgen. Hier rechts abbiegen in die Neideckstraße und anschließend in die Straße “Wollmarkt“. Beim Fischtor auf dem Parkplatz “Theater“ parken und der Straße “Am Kreisamt“ zu Fuß durch den Park folgen. Die erste Straße links führt direkt in die Vorburg.

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Sonstige Einrichtungen

Im um 1650 gebauten Gärtnerhaus befindet sich ein Modell der Stadt Arnstadt im Maßstab 1:200. Es zeigt das Aussehen von Ort und Schloss im Jahre 1740.

Sonstige Bemerkungen

Für die beliebte Fernsehserie “Schloss Einstein“ diente Schloss Neideck unter anderem als Außenkulisse.
Auf dem Grundstück stehen heute zahlreiche Modelle von Sehenswürdigkeiten aus der Umgebung. Highlight ist eine Rekonstruktion von Schloss Neideck.

Querverweise

Bei folgenden Burgen wird Neideck, Arnstadt erwähnt:

Burg Wachsenburg

Aktualisierung

Letzte Aktualisierungen dieser Seite: 21.04.2019


Burgen in der Umgebung

Burg Wachsenburg

Burg
99310 Wachsenburggemeinde-Holzhausen
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