Burg Kapellendorf

Burg Kapellendorf
Deutschland / Thüringen

Inhaltsverzeichnis

Kurz & gut

Burg Kapellendorf befindet sich inmitten des gleichnamigen Ortes am Sulzbach. Mit der Erstnennung im Jahre 833 zählt Kapellendorf zu den ältesten Orten Thüringens. Im Laufe der Zeit wurde die Burg aus dem 12. Jahrhundert stetig erweitert, sodass sie heute eine Gesamtfläche von über 2,25 Hektar aufweist. Sie gehört damit auch zu den größten und besterhaltenen Burgen des Bundeslandes.
Schon im Mittelalter war die Wasserburg von Bedeutung. Sie liegt inmitten des Dreiecks Jena, Weimar und Apolda und diente lange Zeit zur Sicherung eines Teils des Erfurter Umlandes. Als Hauptsitz des Raubritters Apel Vitzthum von Roßla erlangte Burg Kapellendorf regionale Berühmtheit.
Bis heute haben sich viele Elemente der Burg Kapellendorf deutlich erhalten. Die schöne Anlage wurde nie zum Schloss umgebaut, wodurch sie ihren wehrhaften Charme beibehielt. Es lässt sich noch deutlich die kreisrunde Form der mittelalterlichen Kernburg erkennen, die später um eine sie vollständig umgebene, runde Vorburg erweitert wurde. Im Zentrum der Kernburg stand ein mächtiger Bergfried aus Buckelquadern, der durch Abbruch verlorenging. Seine eindrucksvollen Fundamente wurden ergraben und lassen sich heute noch bewundern. Zahlreiche weitere Gebäude wie der Palas oder der Küchenbau erinnern an eine eng bebaute Kernburg.
Auch in der weitläufigen Vorburg von Burg Kapellendorf haben sich zahlreiche Gebäude erhalten. Sie lehnen alle an einer Ringmauer an, die in alle Richtungen Wehrtürme aufweist. Ein mächtiger Wassergraben umgibt das kreisrunde Ensemble.
Heute lädt Burg Kapellendorf zu einem ausgiebigen Besuch ein. Die über zwei Hektar große Anlage weist viele Elemente aus unterschiedlichen Epochen auf und gibt dem aufmerksamen Besuch viel Stoff zum Erkunden. Ein Besuch lohnt sich!

Best-of-Listen

Burg Kapellendorf wird in folgenden Artikeln erwähnt:
Die Schlösser und Burgen um Weimar
Die Schlösser und Burgen um Jena
Die Schlösser und Burgen um Erfurt

Bilder

Adresse, Karte & Parken


Burg Kapellendorf
Am Burgplatz 1
99510 Kapellendorf

Parken: In unmittelbarer Nähe zu Burg Kapellendorf gibt es kostenlose Parkplätze. Der Fußweg zur Anlage beträgt 100 m.

Kurzinfo

Punkte:
Zustand: Halbruine
Burgtyp: Wasserburg
Nutzung: Museum
Lage: 240 m.ü.NN.
Sonnenlicht: 06:15-20:11 Uhr Info
Burg Kapellendorf

Historie

Bereits in der Bronzezeit findet man Spuren der Besiedlung nordwestlich von Burg Kapellendorf. Im Jahr 833 ist der Ort Capelladorf in einer Schenkungsurkunde des Klosters Fulda erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit gibt Graf Asis, einer der mächtigsten Grafen in Thüringen, einige Besitztümer ab. Er verfügt über eine weitläufige Grafschaft, die ihm vom König verliehen wurde. Asis gründet vermutlich eine Kirche im Ort, die heute nicht mehr existiert. Im Jahr 837 verliert Graf Asis sein Leben.
Archäologische Funde aus dem 11. Jahrhundert deuten darauf hin, dass es um die heutigen Kirche eine unbefestigte Siedlung gab. Einige Theorien über eine hölzerne Turmhügelburg aus dem 8. bis 10. Jahrhundert konnten jedoch widerlegt werden.
In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts werden bei Ausgrabungen 1933 Überreste einer Befestigung entdeckt. Der zerstörte Bergfried besitzt Buckelquader, die in Thüringen sehr selten vorkommen. Es gibt daher die Theorie, dass der Turm aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhundert stammen könnte und in Verbindung mit süddeutschen Baumeistern errichtet wurde.
Im Jahre 1182 überträgt Landgraf Ludwig III. von Thüringen Besitztümer an das Zisterzienserkloster Altzelle. Es taucht in der zugehörigen Urkunde ein Theodor von Kapellendorf auf. Es handelt sich um den ersten Hinweis auf ein adeliges Geschlecht, das im Kapellendorf einen Sitz hatte. Theodor von Kapellendorf war Teil einer edelfreien Familie, die als Burggrafen von Kirchberg bei Jena im Dienste des Reiches standen. Er schien einer Seitenlinie anzugehören, die sich anschließend nach der neuen bezogenen Ortschaft Kapellendorf nannte.
1304 verlieren die Burggrafen von Kirchberg durch Konflikte drei Burgen auf dem Hausberg nahe Jena und geraten finanziell in Bedrängnis. Diese finanzielle Schieflage zwingt Burggraf Hartmann von Kirchberg am 13. Juli 1348 dazu, Burg Kapellendorf an Erfurt zu veräußern. Zwei Jahre später, 1350, erwirbt Erfurt noch mehrere umliegende Dörfer und sichert sich später die Gerichtsherrschaft von König Karl IV. als Lehen.
Die Burg Kapellendorf erlebt in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts eine bedeutende Erweiterung, in der unter anderem ein fünfstöckiger Wohnturm, ein Amtssitz, eine Kemenate und ein Küchenbau entstehen. Die Vorburg wird ebenso ausgedehnt, sodass die gesamte Burganlage schließlich eine Größe von 2,25 Hektar erreicht. 1446 sitzt auf Burg Kapellendorf der Ritter Apel Vitzthum von Roßla. Er erhielt die Anlage und das Amt wiederkäuflich auf 21 Jahre durch die Stadt Erfurt. Zusammen mit seinen Brüdern Busso und Bernhard begann der Ritter in der Nähe für Unruhe zu sorgen. Er war bereits zuvor am sächsischen Hof in Ungnade gefallen und begehrt nun gegen Landgraf Wilhelm III. von Thüringen auf. Mehrere Erfurter und andere Kaufleute werden Opfer seiner Taten.
Das Drama spitzt sich im Oktober 1451 zu. Gesandte mit Begleitschutz waren im Auftrag des burgundischen Herzogs auf dem Weg zum sächsischen Kurfürsten Friedrich II. den Sanftmütigen, als sie von den Brüdern Vitzthum überfallen, ausgeraubt und als Gefangene nach Kapellendorf gebracht werden. Sie sollten die Pläne einer geplanten Heiratsverbindung überbringen.
Der sächsische Herzog beginnt daraufhin mit umwohnenden Adeligen und den Heeren der Städte Erfurt, Sandershausen, Mühlhausen und Nordhausen die Burgen der Brüder von Vitzthum anzugreifen. Hierzu gehörten Wachsenburg, Kapellendorf, Gleisberg, Dornburg, Leuchtenburg, Isserstedt, Camburg und einige andere. In Kapellendorf startet man eine achtwöchiger Belagerung. Auf Burg Kapellendorf gibt man am 30. Dezember 1451 schließlich aufgrund fehlender Lebensmittel und mangelnder Munition auf. Die burgundischen Gesandten werden übergeben und den Verteidigern wird freier Abzug gewährt.
Im Tausch gegen die Wachsenburg wird Burg Kapellendorf 1452 wieder Eigentum der Stadt Erfurt. Doch die Finanzen der Stadt sind nicht stabil. Bis 1508 muss der Erfurter Rat die Stadt Kapellendorf aufgrund finanzieller Schwierigkeiten an Kurfürst Friedrich den Weisen und Herzog Johann von Sachsen verpfänden, was zu einem als "Tolles Jahr" bekannten Aufstand führt. Ein Jahr später, 1509, wird die Burg Kapellendorf an die Wettiner verkauft. Im Jahr 1599 wird sie durch ein Feuer teilweise zerstört.
Im Jahr 1613 sucht ein Unwetter Kapellendorf heim und es kommt zu Schäden. 1684 zieht das Justiz- und Rentamt auf der Anlage ein und Teile werden hierfür wieder aufgebaut. Nach 1657 ist der eindrucksvolle Buckelquaderturm, der 1657 noch in Aufzeichnungen erkennbar ist, in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in der Höhe gekürzt und im 18. Jahrhundert schließlich bis auf einen kleinen Stumpf vollständig abgebrochen. Das Baumaterial geht nach Weimar, um hier verbaut zu werden.
Im Oktober 1806 richtet der Fürst zu Hohenlohe-Ingelfingen auf Burg Kapellendorf sein Hauptquartier als Oberbefehlshaber für einen Teil der preußischen Armee ein und man bereitet sich auf die Schlacht gegen Napoleon bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 vor. Von 1866 bis 1879 ist die Irrenanstalt der Universität Jena auf der Burg untergebracht und nach der Aufgabe zieht die Dorfschule ein.
Bis 1918 sind die Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach im Besitz von Kapellendorf. Im Jahr 1922 verkauft die thüringische Staatsregierung Burg Kapellendorf an einen Privatmann. 1929 ist die Burg, nach über 400 Jahren, im Besitz eines Erfurter Bürgers. Schon ein Jahr später, 1930, erwirbt die vom Verein für die Geschichte und Altertumskunde von Erfurt gegründete Burggemeinde Kapellendorf die Anlage.
Im Jahr 1932 kommt es zu archäologischen Untersuchungen, die bis 1933 unter Gotthard Neumann und Erwin Schirmer von der Universität Jena durchgeführt werden. Initiator ist die Burggemeinde Kapellendorf. Dabei werden über 100 kg mittelalterliche Keramik, Glas, Metall und Knochen gefunden. Anschließend wird die Anlage für die touristische Nutzung gesichert.
1933 sorgt die Burggemeinde Kapellendorf für den Ankauf durch die Stadt Erfurt und trägt zur ausgiebigen Sanierung der Burg bei. Aus Angst, dass wissenschaftliche Niederschriften der letzten Jahrzehnte im Bombenhagel durch Luftangriffe verloren gehen könnten, lässt man 1943 das Stadtarchiv Erfurt und Bestände der Allgemeinbibliothek Erfurt in die Burg Kapellendorf auslagern.
Im Jahr 1950 entsteht auf der Anlage ein Burgmuseum. Nach 1961, im Zuge der DDR, wird der Arbeitskreis Wasserburg Kapellendorf gegründet. Es kommt zu Restaurationen und zum Ausbau der Anlage. 1975 wird in der Kemenate eine Ausstellung zu Stadt und Burg im Mittelalter eröffnet. 1998 wird Burg Kapellendorf Eigentum der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten und erhält ein Museum, das wechselnde Ausstellungen von der Stadt Erfurt betreibt. Gleichzeitig wird die Burg zur Event Location für verschiedene Feste, Theateraufführungen und Kinderprojekte.

Eintritt und Öffnungszeiten

Eintrittspreise oder Öffnungszeiten nicht mehr aktuell? Hier bitte einreichen.
Öffnungszeiten: ganzjährig
Burggelände:
Di-So:
10.00-12.00Uhr
13.00-17.00Uhr
Eintrittspreise: Burg: frei
Museum: kostenpflichtig
Erwachsene: 4,00€
Ermäßigt: 2,50€
Familien: 8,00€
Gruppen: 2,00€ p.P.
erster Dienstag im Monat Eintritt kostenlos
Kontakt: Schlossverwaltung Wasserburg Kapellendorf
Frau Linz
Am Burgplatz 1
99510 Kapellendorf

Wasserburg und Kapellendorf e.V.
Antje Strzata
Am Burgplatz 1
99510 Kapellendorf
Website: Burg-Kapellendorf.de
Buchtipp: Burgen in Baden-Württemberg

Das heutige Baden-Württemberg weist eine der höchsten Burgendichten Europas auf. Wie haben sich die Burgen in Baden-Württemberg ausgebreitet? Mehr dazu in diesem Buch.

Burgenarchiv.de
VER Verlag
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Sonstige Einrichtungen

Im Burghof finden jährlich zahlreiche Veranstaltungen statt. Dazu gehören Märkte und Theaterveranstaltungen, die gerne besucht werden. Die Nähe zu Jena und Erfurt sorgt für viel Publikum.

Sonstige Bemerkungen

Führungen durch Burg und Museum nach Voranmeldung: 03 64 25 / 2 24 85

Aktualisierung

Letzte Aktualisierungen dieser Seite: 08.05.2019


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